✈Lissabon - Zeit für Veränderung

Das Besondere an den vielen Reisen waren für mich nie die Landschaft, der Strand oder das Meer. Und dort bestimmt auch nicht die Wellen, die ja angeblich überall anders klingen. Es waren vielmehr die kulturellen Gepflogenheiten. Die Anekdoten ewiger Straßen und die Weine der Region. Ja, natürlich auch das interessante Essen. Aber gewiss ein einzigartiger Spirit, den man inhaliert. Sofern er noch nicht vom fettfingrigen Massentourismus weggeatmet wurde.

 

Luis hieß der Taxifahrer, der mich vom Flughafen Lissabon zum Gran Lisboa ***** gebracht hatte. „Protzig“ war seine Antwort, auf die Auskunft, wo die Reise hingeht. „Anmaßend“ mein Gedanke. Aber irgendwie hatte er ja recht. Wir fuhren nachts, er erzählte mir von der alten Stadt und den Fadoklängen. Den kulturellen Hotspots. Von den kleinen Geschäften, die - im Gegensatz zu den großen Ketten - allmählich pleite gingen und den vielen Touristen, die gerade dabei sind, diese Gegend vollkommen zu zerstören. Und irgendwie dachte ich dabei an die zahlreichen Hashtags #lovethiscity, #inlovewithlisboa der Selfietouristen, die Angst selbst so einer zu sein und an die scheinbare Einseitigkeit dieser Zuneigung.

Früher, so Luis, hätte man sich noch über den Touristen gefreut. Sie hätten einen Charme der Fremde mitgebracht. Man war fasziniert von den vielen Geschichten aus der Ferne. „Da waren schon interessante Persönlichkeiten dabei“, führte Luis aus. Jetzt empfände man aber nur noch inneren Widerstand gegenüber dem tausendsten Deutschen am Tag. Dem wütenden Chinesen. Oder dem lauten Italiener. Uns Österreicher schätzt man hier jedoch einigermaßen, erzählte mir Luis. Ich war, ob seiner Offenheit, ziemlich beeindruckt und wollte mehr erfahren. So habe ich ihn überredet, den Taxometer auszuschalten und mir so meine private Stadtrundfahrt gebucht. 

 

Da war diese Brücke, die der Golden Gate nachempfunden war. Kurz danach diese Christus Statue, in Rio de Janeiro-Optik. „Das stimmt schon so“, fasste Luis die Erkenntnis zusammen. 

Ja, da fliegen Touris um den halben Globus nach Portugal, damit sie bei Zara, H&M und co. ihr erspartes Reisetaschengeld loswerden. Um dort schließlich Dinge zu kaufen, die sie ohnehin auch auf der Hilfer oder Herrengasse bekommen. Und dabei gibt es hier doch mindestens ein Dutzend talentierte Jungdesigner wie David Ferreira und Duarte. Dasselbe gilt natürlich für Hotels und Restaurants. Vollkommen das Gefühl für Zeit verloren, parken wir schließlich vorm Fünf Sterne Spa Hotel. Ich geb noch ordentlich Trinkgeld und bedanke mich für den Ausflug.

 

Abgeschnallt versuche ich die Massentourismusblase zu verlassen. Mein gesetztes Vorhaben, ausschließlich hidden treasures zu entdecken, könnte schwierig werden. Ich hatte ja noch eine weite Reise vor mir: Die Algarveküste, Valencia, Barcelona, Cote d‘Azur und Oberitalien..


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Kommentare: 2
  • #1

    Hermann S. (Sonntag, 14 Januar 2018 08:28)

    Wohl war, wohl war ... wie immer gut auf den Punkt gebracht, congrats! LG Hermann

  • #2

    Sophie (Dienstag, 22 Februar 2022 18:20)

    In einem Reiseblog die ganze Zeit über Tourismus motzen, die die Gegend zerstören aber selbst dann auf der Suche nach "hidden treasures" sein, damit man die auch noch zerstören kann? Bissl unkreativ. Kein Wunder, dass der Blog nicht erfolgreich ist.