✈Fotografieren verboten! - Eine Reise in die Ukraine

Es gibt Dinge, die kann man nicht fotografieren. Und genau dafür gibt es dann ja glücklicherweise Worte. Gut, dank dem Siegeszug vom iPhone und dem Huawei P10 gerät man immer seltener in diese Verlegenheit. Doch hie und da kommt es vor, dass die Nutzung dieser magischen Apparate nicht gestattet ist. Die folgende Geschichte beginnt auch dort, wo der Blitz zwar in Ketten, doch die Gedanken noch frei sind..

 

"Das Fotografieren ist am Flughafen in Odessa ausdrücklich verboten!" erfährt man kurz vor der Landung am postkommunistisch-geprägten Badeort am Schwarzen Meer. Nie wäre ich auf die absurde Idee gekommen, einen Flughafen zu fotografieren. Da fliegt man nun tausende Kilometer an einen fernen Ort, lässt strenge Sicherheitsmaßnahmen über sich ergehen, um dann Fotos von abgegriffenen Snackautomaten zu machen? Klar. Aber neugierig hat mich diese Information schon irgendwie gemacht. Als anständiger Besucher hält man sich natürlich an die Sitten sowie Regeln des Landes und respektiert den Wunsch, hier nichts zu fotografieren. Doch wie gesagt, neugierig hat mich diese Information schon irgendwie gemacht..

 

Ein beinah überraschtes Flughafenpersonal übernimmt die Begrüßung bei der Ankunft. Neugierige Blicke. Es dürften hier wohl nicht wirklich viele Flugzeuge am Tag zur Landung ansetzen. Überfordert sieht zumindest niemand aus. Umso besser, mein Gedanke, da man hier dadurch kaum Gefahr läuft, einen dieser Sardinenurlaube im Adriastyle gebucht zu haben. Ein verborgener Schatz? Traditionell? Tartaresque? Ja, doch zunächst brennt sich da dieser verlassene Treppenwagen mit der Aufschrift "Odessa International Airport" - Schriftart Holiday Sans - nahe der Landebahn in mein Gedächtnis.

 

Im Vorraum der Passkontrolle merkt man bereits, wie ernst die Lage ist: Ein in Camouflage uniformierter Soldat kontrolliert, ob die Gäste eh einzeln vortreten. Nach monatelanger Grundausbildung in einer der härtesten Armeen dieser Welt und wochenlangen Märschen durch den ukrainischen Winter, ist man also endlich dazu fähig, westeuropäische Badeschlapfenurlauber auf die roten Linien am Boden hinzuweisen. Und ermahnt bei Doppelbelegung. Abgefertigt wird rasch und unkompliziert. Der Zollbeamte gibt einen Stempel auf der letzten Seite des Passes. Das erspart ihm die leidige Suche bei der Abreise. Pragmatisch und praktisch ist es also. Das Erbe hinter dem Eisernen Vorhang.

 

Doch wer schon immer wissen wollte, wie das mit dem Gepäckförderband so funktioniert, hat in Odessa die Chance auf einen Blick hinter die Kulissen. Klar geht hier alles nicht so schnell, doch während man wartet, kann man - dank der Dekoration - relativ gut die Zeit totschlagen. Im Wartebereich dominiert ein Beistelltisch der Sorte "günstig abzugeben" die Ästhetik. An den Ecken ist die Holzoptikfolie des Spannplattenfunktionsmöbels bereits abgewetzt und mir wird unwohl nur beim Gedanken an das knarrende Geräusch, das eine bloße Berührung dieses Relikts macht. Ich distanziere mich. Hin zur Plakatwerbung. Gut, ich gebe zu, mein Ukrainisch ist jetzt nicht das Beste und deshalb bin ich mir nicht ganz sicher, ob die - vom Pflafond ragende - bewaffnete Lady nun für das Militär oder die AK47 - Kalaschnikow wirbt. Jedenfalls liegt der rostige Geschmack von Restriktion und Autorität in der Luft. Dieser klingt erst in der bescheidenen Empfangshalle etwas ab. Denn hier riecht's ganz plötzlich nach ambitioniertem Wucher:

 

Nachdem man schnell ein paar Hrywnja (Ukrainische Währung) ausgecheckt hat, beginnt das Abenteuer "freier Markt" mit den Worten "Taxi?". Noch nicht ganz so erprobt, bietet ein - vom Kapitalimus sichtlich begeisterter - "Taximanager" den Hoteltransfer pauschal für rund 50 Euro an. Beeindruckt davon, dass ich weiß, wie weit man hier mit dieser Summe Geld kommt, lässt er dann doch mit sich feilschen. Geschickt die zehnminütige Fahrt auf EUR 17.- runtergehandelt, checken wir im Hotel ein. Fünf Sterne mit Upgrade auf die Präsidentensuite war die Devise für einen Urlaub zwischen Krimsekt und Kavier. Dazu ein kleines Gastspiel auf der Odessa Holiday Fashion Week und weil es so unbeschreiblich war, hier doch noch ein paar Fotos..