✈ Meine Fotoreise durch Südengland

Städtereisende lieben London. Klar, die größte Stadt des Vereinigten Königreichs hat schließlich viel zu bieten: Shopping, Sightseeing, Restaurants, Clubs und am nächsten Tag dasselbe. Mit der U-Bahn oder den Individualfahrten zum überteuerten Touristentaxitarif klappert man die Westminster Abbey, Big Ben oder das Eye of London ab. Muss man jedenfalls gesehen haben. Dasselbe macht der Rucksacktourist. Mit dem einen Unterschied, dass dieser nicht als solcher wahrgenommen werden möchte. Er freundet sich mit Einheimischen an, versucht sich in Insiderwitzchen und quält sich bei einem - ach so köstlichen - Ale über den british accent. Es soll nur keiner glauben, dass man nicht hierher gehört.

Ja, und dann war da irgendwie noch der Fotourlauber: Sein Ziel ist es, innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Steine, Klippen oder Ruinen zu fotografieren, um Freunde mit Socialmedia-Diavorträgen zu nerven. Ihm geht es ausschließlich um Kilometer. Und damit man als Fotograf in Südengland, genauer gesagt in Cornwall, wirklich alles rausholt, was es da zum Rausholen gibt, habe ich euch einen kleinen Reiseführer zusammengestellt. Mylifeinred on the Celtic Coast. Sozusagen.

 

Unsere Reise beginnt in London. Da Austrian Airlines bis zu vier mal täglich in Heathrow landet, ist man mit der Reiseplanung ziemlich flexibel. Mit dem Leihauto - ich habe mich für AVIS entschieden - geht es dann weiter in den Westen. Ins Landesinnere. Am Weg zum ersten Hotel - im Städtchen Newquay - fährt man übrigens auch bei Stonehenge vorbei. Jedenfalls einen Fotostopp wert. Vorsichtig sollte man jedoch im Hinblick auf die Öffnungszeiten sein. Vor der Hauptsaison schließen die Pforten dieser riesigen Steinuhr nämlich bereits um 17:00 Uhr.

 

Nach vierstündiger Autofahrt und den Herausforderungen im Linksverkehr steckt man entweder noch immer in einem der vielen mehrspurigen Kreisverkehre oder man kehrt bei den berühmten Bedruthan Steps ein. Idyllisch, aber mühsam und gefährlich. Vorallem bei hohem Wellengang. Warnstufe drei (von drei) haben wir zum Aufbauen der Kamera genutzt. Eine gute Möglichkeit, da man bei dieser Gefahrenstufe tatsächlich alleine am Strand ist. Fotografiert wurde mit Graufilter und Stativ. Bis man mit dem Ergebnis halbwegs zufrieden ist, vergeht schonmal eine Stunde. Geduld, die sich jedenfalls auszahlt.

Doch was wäre England ohne seine Vielzahl an Klischees: Schlechtes Wetter und gewöhnungsbedürftiges Essen. Keineswegs. Bereits beim ersten Zwischenstopp im verschlafenen Englischbuchstädtchen Andover wurden wir von strahlendem Sonnenschein begrüßt. Dazu gab's Fish&Chips, traditionell mit Essig. Wahnsinnig köstlich und empfehlenswert bei Lemon Plaice. Falls man mal in der Gegend ist.

 

Ich gebe zu, schon bei der Hälfte unserer Reise meldeten sich die Spatzen in meinen Oberschenkeln, wie nach einer halben Stunde Dead Lifts im FitInn Ottakringer Straße. Bei den vielen Treppen und den Ausdauermärschen mit dem Fotorucksack am Rücken aber auch kein Wunder. 

 

Bevor ich jedoch zum absoluten Highlight-Foto meiner Reise kommen sollte, musste sich Land's End leider noch als unspektakulärer Themenpark mit horrenden Parkgebühren verkaufen. Ständig dachte ich mir, dass ich schon bei schöneren Klippen nicht ausgestiegen wäre. Mein Tipp: Wer sich wertvolle Zeit sparen möchte, überspringt die Legende des ersten Hauses Englands und fährt gleich in den Dartmoor Nationalpark. In Rosamunde Pilcher-Optik fühlt man sich dort nämlich auf einer Zeitreise on Englands greenest Hills. Und das liegt nicht nur am einstündigen Zeitunterschied zwischen Wien und Great Britain.

 


Was bei der Rückfahrt auch keinesfalls fehlen darf, ist ein Ausflug nach Dorset. Am Weg zum „noch nicht so TouriHotSpot“ im Süden der Insel war ich bereits von der Jurassic Coast und der Lulworth Cove überwältigt. Zugegeben, das absolute Highlight meiner Reise war dieses fotogene Durdle Door. Zur richtigen Jahres- und Tageszeit hat man am Strand seine Ruhe, kann sich mit den Kameraeinstellungen beschäftigen und den Sonnenuntergang nahe des großen Loches im Felsen festhalten. Ein guter Moment runter zu schalten, die fast eintausend Kilometer hinter sich zu vergessen und bei einem Gläschen Prosecco eine Aussicht zu genießen, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Ein gelungener Abschluss meiner Reise in eine Vorstellung, die ich England niemals zugetraut hätte.

Nach rund 400 Fotos, zwei vollen Speicherkarten und - im wahrsten Sinne - leeren Akkus geht es zurück nach Wien. Erstmal entspannen. Vom Fotourlaub.



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