✈ Cohibas, Chevrolet und Castro-der karibische Winter auf Kuba

Minus vier Grad Celsius, dazu Eisregen. Die Versuchung ist groß, das arktische Wien für ein paar Tage Karibik zu verlassen. Doch was macht man dann in einem Land, in dem westliche Grundvoraussetzungen wie Nahrungsmittel oder Internet spärlich, dafür Sonne und Sandstrände im Übermaß vorhanden sind? Genau, erstmal einen all-inclusive Badeurlaub im exklusiven Ressort. Ich war dafür im Hotel Paradisus Ressort & Spa in Varadero. Der Badeort ist rund zwei Stunden vom Flugbahnhof Havanna entfernt aber dank Busverbindung leicht erreichbar. Wie Nikita Chruschtschow einst Kuba als Bulgarien unter Palmen bezeichnete, erkannte auch ich hier schnell Parallelen zum Land am Schwarzen Meer: Die Meeresfrüchte und der Fisch sind exzellent zubereitet. Die Unterkünfte spartanisch. Und der Alkohol? Ja, der ist gratis. Zumindest nahezu..


Das Paradisus ließ keine Wünsche offen: Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, kostenlose Internetstundenkarten und Shuttleservices in den Gastrobereich. Hier kann man sich dann entscheiden, ob man die europäische Nudelgerichtinterpretation im italienischen, mexikanischen oder AllYouCan-Eat Ambiente genießen möchte. Das Servicepersonal ist überaus bemüht und dazu zahlreich vorhanden. Zu den Stoßzeiten erhält jeder Gast sogar einen eigenen Kellner. Trotzdem sollte man mit dem Trinkgeld mit Bedacht wirtschaften und der Euphorie nicht nachgeben. Eine freundliche Geste kann am Folgetag schnell zur Erwartungshaltung führen. Ja, ich spreche aus Erfahrung.

Da Bikinifotos am Strand bei Sonnenauf- und Untergang oder tagelanges Knusprigbraten auf Dauer auch langweilig werden, bucht man sich hungrig nach Kulturerfahrung ein Ticket in die Hauptstadt der Karibikinsel. Im berühmten Havanna trifft man schließlich auf exzessive Gastfreundschaft und amerikanische Automobilgeschichte. 

Bereits vor Eintritt in die Altstadt, La Habana Vieja, fühlt man sich wie bei der Detroit-Auto-Show anno 1962. Topgepflegte amerikanische Oldtimer, die von Innen zwar auseinanderfallen, äußerlich jedoch durchaus fotogen sind. Wir freundeten uns schnell mit dem ortskundigen Raul an. Ein junger Taxilenker, der den Touris die Highlights zeigt und für ein Extratrinkgeld sogar mit Insiderwissen prahlt. Bezahlt wird in CUC (Convertible Peso) und nicht in CUP (Cuban Peso), da der Kubaner mit Ersterem schick Essen gehen kann, aber für Zweitere gerade mal die Grundnahrungsmittel der Insel erhält. Der kubanische Peso ist ohnehin weitgehend den Einheimischen vorbehalten.

Essen geht man in Havanna in einem der berühmten sog. Paladares. Kleine Küchen in privaten Häusern, die trotz Kommunismus von Castro erlaubt wurden. Die Berühmteste ist wohl die des La Guarida. Bekannt aus Film und Fernsehen, bietet das Haus eine exzellente Aussicht auf die Stadt bei Sonnenuntergang. Reservierung obligat!

Raul erzählte uns auch, wo man auf der Insel kostengünstig zu Cohibas oder Romeo y Julieta Zigarren kommt. Hätte er aber nicht müssen, da man selbst an den Churrosständen mit einem "Pss.. Cigarros?" angesprochen wird. Man nickt einverstanden, folgt dem freundlichen Kubaner durch Gassen und Hinterhöfe, ehe man sich im Wohnzimmer eines "Zigarrenhändlers" wiederfindet. Am besten man verhält sich dabei gleich abgebrüht, sieht mit der Familie fern, streichelt den Hund und wartet bis der Familienvater mit seinen Schätzen wieder auftaucht. Tipp: Lasst euch kein Wasser anbieten. Nun kann man Zigarrenboxen von 30 bis 100 CUC/EUR kaufen. Preisverhandlungen sind erlaubt. Wenn euch die Ware nicht zusagt, keine Angst, einfach aufstehen und gehen. Meistens folgen euch die Verkäufer ohnehin noch auf die Straße und akzeptieren euer letztes Angebot.

Bis zum Sonnenuntergang sollte man jedoch die düsteren Hinterhöfe und Gassen wieder verlassen haben. Vorsicht auch vor den Zollbeschränkungen, auch wenn das, was man alles aus Kuba mitnimmt, ohnehin in keine Zigarrenbox passen würde..



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