✈ Hamburg-Ein kulinarischer Spaziergang am Schmalspurbroadway

Wenn man Mailand hört, denkt man an Mode. Man feiert den ersten Frühlings-Aperolspritzer um 09:00 Uhr morgens und verliert sich in einer Mischung aus Ästhetik und Wohlstand. Bei strahlendem Sonnenschein. Klar, man war schon da, oder hat zumindest davon gelesen. Auch beim Gedanken an Wien vertraue ich auf ein Bild, das sich aus Erinnerungen zusammensetzt: Entweder die letzte Fiakerfahrt, der mürrische Pferdetaxler, der mich bereits vor dem Einstieg prellt oder der unfreundliche Kellner, der viel lieber irgendwo anders wäre. Irgendwo, wo er sich nicht für das jämmerliche Preis-/Leistungsverhältnis schämen müsste. Egal. 

 

An was denkt man jedoch, wenn man "Norddeutschland" hört? Vielleicht an den ungezwungenen und ausgelassenen deutschen Humor? Oder etwa an die Ausstrahlung und das Temperament der germanischen Seele? So feurig, wie der abgestandene Mundgeruch nach einer Currywurst samt Sodbrennen und zwei Tagen Krankenstand aufgrund einer Gammelfleischvergiftung. Diesmal nicht. Mein dritter BRD-Städtetrip dieses Jahr hat mich in die Hansestadt Hamburg geführt. Drei Tage Germany, Genuss und Gastfreundschaft. Vom Feinsten. Ehrlich!

 

Gut, wer die erste AUA-Maschine nimmt, hat noch was vom Tag. Ankunft am Dienstag Morgen. Das Wetter? Sagen wir so, der meteorologische Winter hat hier bereits mit Ende September begonnen. Ein fröhliches Dunkelgrau öffnet die Herzen bereits bei der Ankunft. Bei herrlichen 6 Grad Celsius. Windstärke: Dauerwelle. Egal, ich war ohnehin nicht auf Bikinitemperaturen eingestellt. Frühstück gab es um elf in der Haifischbar bei den Docks. Eher zufällig reingestoßen, war ich sofort vom traditionellen Ambiente in Seemannsgarn gefesselt. In unmittelbarer Nähe des Fischmarktes serviert der Smutje hier eiskaltes Matjesfilet, salty as hell mit weißen Zwiebelringen zum neutralisieren. Im ersten Moment erschrocken. Fast angeekelt. Doch nach überlistetem Würgereiz fleht man den Kellner fast um Nachschlag vom norddeutschen Sushi an.

Während die Straßen noch leer sind, findet man ausgezeichnete Voraussetzungen für Schnappschüsse vor. Die umwerfende Speicherstadt - dem architektonischen Highlight meiner Reise - oder die tanzenden Türme in St.Pauli, bei meinem Hotel am Fuße der Reeperbahn. Doch nach stundenlangem Sightseeing in Eiseskälte und unberechenbarer Wolkenkonsistenz war es nun an der Zeit für ein verspätetes Mittagessen.

Im Portugiesenviertel - nahe Landungsbrücke - kann man ohne Bedenken einkehren. Iberische Spezialitäten, vorrangig Fisch und Meeresfrüchte. 

Es war vermutlich Schicksal, dass sich in der Straße meines Hotels auch das "East" befindet. Ein außergewöhnliches Restaurant. Qualitativ im oberen Spitzenfeld und preislich angenehm. Für mitteleuropäische Verhältnisse.

Den Abend im gemütlichen Kellergewölbe beginnt man mit einem Aperitif namens „Royal Angel“. Eine viel zu süffige Mischung aus Roséchampagner, Vanillelikör und Limejuice. Doch nun zum Essen: Empfohlen wird zunächst Sushi & Sashimi á la Chef. Eine kreative Variation mit dezenten Toppings, so einfallsreich, dass das viel zu überschätzte Dots im Vergleich nahezu konservativ wirkt. Meine absoluten Favoriten waren das Pekingentensushi, sowie das Flußkrebssashimi. Bekommt man auch nicht alle Tage. Als Hauptgang entscheidet man sich für ein erstklassiges 300g FIletsteak. Am besten ohne Beilage und medium rare.


Zum Hauptabendprogramm zappt man gerne durch die Musicalhäuser dieser Stadt, um sich die hundertste Wiederholung von König der Löwen, Elisabeth oder dem Dschungelbuch reinzuziehen. Am Schmalspurbroadway erlebt man leichte Kost für die ganze Familie, mitten im Vergnügungsbezirk. 

 

Gut, Hamburg mag sich zwar vielleicht nicht durch herzerwärmende Farbtöne oder sommerliche Temperaturen auszeichnen, doch die Architektur, das breite Unterhaltungsangebot und das hervorragende Essen machen diese Stadt letztendlich zu einem Highlight Mitteleuropas.


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Kommentare: 1
  • #1

    Hermann (Samstag, 17 Dezember 2016 21:51)

    Klasse Story - wie immer. Habe sofort Lust auf Hamburg bekommen .... Wer braucht noch Fremdenverkehrwerbung oder die Tripadivsoren dieser Welt, wenn es deinen Blog gibt? :-)
    LiGrü Hermann