MylifeinRed Roadedition: Urlaub wie damals

Für die Urlaubspläne dieses Sommers holte ich die Nostalgiekiste unterm Bett hervor und begab mich darin auf die Suche nach den Erlebnissen in den Sommermonaten der Generation unserer Eltern und Großeltern. In Zeiten von Billigairlines, Sardinenbüchsenecos und Fastenzeitkurzstrecken kann sich inzwischen wirklich jeder das Fliegen leisten. Doch was ist mit den Freuden und den Leiden einer 10stündigen Autofahrt ans Meer geworden? Viel zu selten packen wir unseren Partner samt Lieblingsstofftier und Fotoequipment ins Auto, um Richtung Süden zu brettern. Einfach dort stehenbleiben, wo es einem gerade einfällt.

 

Zugegeben, vom kleinen kroatischen Badeort Zadar habe ich erst letzten Monat erfahren, als ich von Innsbruck aus die Kabine eines Charterfluges betreuen durfte. Die Gäste schwärmten von der Idylle, den adriatischen Stränden und dem wunderbaren Essen. Somit war der ideale Ort für meine Mission gefunden und ich konnte die Reise planen.

 

Die Entscheidung für einen Autourlaub fällt einem auf den ersten Blick relativ leicht, wenn man den Aufwand mehrstündiger Autoreisen zunächst ausblendet. Kein Buchen von Flug und Hotel, individuelle Reiseantrittszeit, forcierte zwischenmenschliche Bordunterhaltung. Freiheit vor Ort. Ja, und lediglich der Kofferraumdeckel entscheidet, wieviel Gepäck ich tatsächlich brauche.

 

In den ersten Stunden der Fahrt ist die Idee des Roadtrips das Romantischste, was einem Österreich bieten kann. Die Autobahnmaut wurde bereits mit der Vignette beglichen und die Vorfreude auf eine Destination, in der auch drei Tage hintereinander die Sonne scheint, ist riesig. Für den nötigen Retrocharme sorgen darüber hinaus Grenzwartezeiten und Passkontrollen anno 1993.

Den ersten Stopp legt man für gewöhnlich an der slowenischen Grenze ein. Schnell eine Wochenvignette für 15 Euro geklebt und nach einer guten halben Stunde ist man bereits in Kroatien. Das dortige Mautsystem ist wesentlich kostenintensiver, da man die Abschnitte bezahlt. Für die Nutzung der - zugegeben - schönen Autobahn mit Panoramablick löhnt man bis nach Zadar rund 20 Euro. Pro Strecke. Egal, Urlaub darf kosten und ich war froh, auf einer sicheren und topgepflegten Route unterwegs zu sein. 

 

Wo es sich jedoch anbietet zu sparen, ist die Hotelbuchung. Gut, wir alle sind Freunde von Booking.com. Einfach mal durchforstet und auf "Buchen" geklickt, hat man sekundenschnell eine Bleibe für den Sommertrip gefunden. Da ich diesmal aber in die Kategorie "Last Minute" fiel, habe ich Booking.com als Inspiration genutzt, mir die Adresse des gewünschten Hotels notiert und bin dann direkt hingefahren. Mit dem Resultat, dass ich rund 20 Euro günstiger ausstieg, als durch die Agenturseite. Frühstück inklusive und einen "Welcome Drink" obendrauf.

 

Nach einer sechsstündigen Autofahrt freut man sich auf Entspannung und hofft auf einen Parkplatz. Mit einem "Den geb ich nicht mehr her!" war dann auch bereits die Abendplanung besiegelt. Altstadtausflug. Mit dem Bus. Die Freiheit der Individualreise verträgt sich nämlich leider nur sehr selten mit den vorherrschenden Parkmöglichkeiten. Egal, die Muscheln und der gegrillte Tintenfisch schmecken mit einem Karlovacko sowieso besser. Abschließend darfs dann auch der ein oder andere Pelinkovac sein. Das ist dort Tradition.

 

Ich liebe die Gastfreundschaft und den Stil der Kroaten. Durch Qualität ist dieses Land zur Top-Sommerurlaubsdestination Europas avanciert. Auch wenn man sich morgens am Strand bei der Bestellung eines Café Latte in einer Barrista-Lehrstunde wiederfindet:"We call it whitecoffee with a lot of milk", so ist die Kulinarik an der Adriaküste ein hervorragendes Zeugnis einer Branche, die sich noch Mühe gibt. Und das - für unsere Verhältnisse - relativ preiswert.

 

Wer jedoch nach endloslangen Sandstränden sucht, sucht hier vergebens. Gibt's auch. Sind aber eher die Ausnahme. Die kroatische Küste ist nichts für Ausreisser, die hoffen, an der Ostadria ein zweites Jesolo zu finden. Dafür wird mit Buchten geworben, die an ein unvorstellbares Damals erinnern. Natürlich auch perfekt geeignet für ein Bikinishooting.


Doch Zadar blieb nicht das endgültige Ziel der Kroatienreise, denn wer bereits sechs Stunden Autofahrt hinter sich hat, den stören die restlichen vier nach Dubrovnik auch nicht mehr. Tipp: Der kleine bosnische Badeort Neum am Weg in den Süden ist jedenfalls einen Fotostopp wert. Im Hotel Luna gibt's für umgerechnet sechs Euro erstklassige Cavapcici plus Getränk.

 

Dubrovnik, inzwischen ein beliebter Drehort für Fantasy- und SciFi Produktion, ist eine einzige Filmkulisse. Schön, mittelalterlich und fotogen. Auch wenn Temperaturen von über 35 Grad eher zum Poolliegen animieren, der Altstadtbesuch ist mindestens genauso Pflichtprogramm wie eine Fahrt mit der berühmten Seilbahn. Meine Erfahrung: Die große Kamera bleibt im Hotel. Diese Eindrücke lassen sich nicht aufzeichnen und da ständig Touristen durchs Bild laufen, ohnehin ein mühsames Unterfangen. Seitdem hier die erfolgreiche Serie Game Of Thrones gedreht wird, explodieren die Besucherzahlen, berichten Einheimische. Gut für den Tourismus. Für Fanboys werden inzwischen sogar eigene Führungen zu den berühmtesten Schauplätzen der HBO-Serie angeboten. 

 

 

Fazit: Klar, Autoreisen sind zeitintensiv, bieten aber durchaus Vorteile. Das beste Argument ist dabei bestimmt die individuelle Gestaltungsmöglichkeit. Wer jedoch auf Komfort steht und dafür ein paar Euros mehr in die Hand nehmen kann, der fliegt. Für die Erkundung dieses schönen Balkanstaates ist das Auto jedenfalls ideal. Zumindest weiß ich jetzt, wo ich das nächste Mal hinfliege.



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